mit KAB-Diözesansekretär Peter Niedergesäss über Freihandelsabkommen der EU mit Afrika.
Beim Handel sollte es um Austausch gehen, in dem ökologisch und kulturell unterschiedliche Regionen ihre Erzeugnisse und Fähigkeiten teilen. Doch in den letzten Jahrzehnten geht es im Handel weniger um den Austausch von Gütern sondern vermehrt darum, soziale und die Umwelt betreffende Schutzmaßnahmen dem Streben nach Unternehmensgewinnen zu opfern.
Dieses Handelsmodell zerstört Existenzgrundlagen und Gemeinschaften. Tatsächlich dient der Handel heutzutage als Kontrollsystem um die speziellen Interessen einiger weniger zu fördern. Als Folge davon ist eine neue Vision für den Handel nicht nur möglich, sondern unbedingt notwendig, gibt sich der KAB Diözesansekretär aus Rottenburg-Stuttgart überzeugt.
Seit 40 Jahren kämpft der 62-jährige für die Rechte deutscher Arbeitnehmer. Und mit den Mitgliedern der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) engagiert er sich weltweit für eine Landwirtschaft die Nahrungssicherheit und auskömmliches Leben ermöglicht. Aktuell wendet er sich mit einer Petition an die EU-Handelskommissarin, in der er sich für faire Handelsbeziehungen zu Ostafrika einsetzt.
Rainer Forster sprach mit Peter Niedergesäss über seine Motivation und seine Arbeit.
- Peter in welcher Region bist Du aktiv?
Seit der Gründung der KAB in Uganda vor fast 20 Jahren begleite ich Projekte und Menschen in Uganda. Die KAB der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist schon viel länger in Uganda aktiv.
Durch den Aufbau der KAB in Uganda, die dort Catholic Worker Movement (CWM) heißt, konnten wir die vielfaltigen Projekte qualifizieren und stabilisieren.
- Was sind typische Projekte der KAB in Uganda?
Am Anfang standen Schule- und Wasserprojekte im Vordergrund. Mit der Gründung der KAB bekamen die neu gegründeten Gruppen in Uganda eine Kuh von uns gesponsert. Damit verbunden war, dass die Menschen lernten gemeinsam für die Kuh zu sorgen, qualifiziert zu werden, in einer ertragreichen Milchkuhhaltung und was uns wichtig ist, der erwirtschaftete Erlös wird mit den Ärmsten aus dem Dorf geteilt. Damit steckt hinter jeder Kuh eine Bildungsmaßnahme.
Heute gibt es KAB-Gruppen, die eine Kuhherde mit 15 Kühe haben, die zusätzlich noch den Milchertrag pro Kuh steigern konnten.
- Warum macht es aus deiner Sicht keinen Sinn Milchprodukte nach Afrika zu exportieren?
Milchpulver aus der Notreserve der EU wird z.B. nach Kamerun zu Billigstpreisen exportiert. Joghurt aus europäischen Milchpulver hergestellt ist in Kamerun billiger als der aus kamerunischen Milch hergestellte Joghurt. Ein Irrsinn, denn damit wird die einheimische Milchproduktion systematisch kaputt gemacht. Und für die deutschen Bauern bedeutet dies auch keine Wertschöpfung.
- Ist das ein Grund für die Migration nach Europa?
Durch ein sogenanntes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen der EU mit Kamerun ist nun der zollfreie Export von Milchpulver nach Kamerun möglich. Das Abkommen untergräbt jegliche Idee einer nachhaltig positiv wirkenden wirtschaftlichen Entwicklungshilfe für Kamerun und die afrikanischen Staaten. Im Gegenteil, hier werden leider bewusst Existenzen zerstört und Fluchtursachen geschaffen. Viele Afrikaner werden zu Flüchtlingen gemacht, weil sie versuchen müssen irgendwie zu überleben.
- Was willst Du mit Deiner Petition erreichen?
Wir befürchten für Uganda das gleich wie in Kamerun. Falls des Wirtschaftspartnerschaftsabkommen der EU mit Ostafrika in Kraft tritt. Uganda und Tansania sind mit dem „ausgehandelten“ Vertragswerk nicht einverstanden. Mit der Petition „Fluchtursachen bekämpfen- faire Handelsverträge für Ostafrika“ wollen wir Frau Cäcilia Malmström (EU-Kommissarin für Handel) überzeugen, das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Ostafrika zu stoppen und damit faire Handelsbeziehungen zu schaffen.
- Wie kann der BDM unterstützen?
Ich würde mich freuen, wenn die Mitglieder des BDM und der Fair Food unsere Petition mitunterzeichnen würden und sich gegen den Export von Milchpulver nach Afrika einsetzen würden. Natürlich wäre es super, wenn der BDM selbst die Petition mit unterzeichnen würde.
Vielleicht gibt es auch mal ein gemeinsames Projekt in Uganda zum Aufbau
einer eigenen Milchproduktion.
Online können Sie die Petition bei Change.org unterzeichnen: https://www.change.org/p/fluchtursachen-bekämpfen-faire-handelsverträge-für-ostafrika-malmstromeu